Seit 2016 gibt es bei der Brauerei Maisels aus Bayreuth eine schöne jährliche Tradition, die zeigt, dass auch größere Brauereien toll zusammenarbeiten können, und nicht nur kleine Craft-Beer-Klitschen. Damals, zur Eröffnung der Maisel & Friends Brauwerkstatt brachten einige eingeladene, befreundete Brauer besondere Hopfensorten mit, die in deren Brauereien verwendet werden. Daraus wurde ein Double IPA, also ein noch etwas stärkeres India Pale Ale, eingebraut, der Hopfenreiter. Dieses Bier entsteht seitdem jedes Jahr in Zusammenarbeit mit verschiedenen Brauereien, die eine selbstgewählte Hopfensorte beisteuern. Es bleibt immer beim Double IPA, aber durch die wechselnden Hopfensorten ändert sich der Geschmack stark.
Mein erster Hopfenreiter ist die Edition 2020, zu der folgende Brauereien etwas beigetragen haben:
Azacca von der Sierra Nevada Brewing Company (USA)
Hallertauer Blanc von der Steamworks Brewing Company (Kanada)
Ariana von Yankee & Kraut (Deutschland)
Hüll Melon von Hanscraft & Co. (Deutschland)
Olicana von der Poppels Bryggeri (Schweden)
Auf dem Etikett der Drittelliterflasche ist ein maskierter Reiter zu sehen, grüne Maske und leuchten lila der Umhang und der Hut. Mit konzentriertem, angriffslustigem Blick reitet er zwischen zwei riesigen, leuchtend grünen Hopfendolden hindurch. Wobei, beim zweiten hinsehen könnten die Dolden auch seine muskulösen Arme sein. Über der Szenerie prangt das ebenfalls leuchtend grüne Logo von Maisel & Friends.
In mattem Bernstein füllt der Hopfenreiter das Probierglas. Obwohl das Bier fein glänzt, ist es total trüb. Bedeckt ist es von einer dunkelweißen, äußerst stabilen und äußerst feinen Schaumkrone. Toller Anblick, da will man fast nicht raus trinken, so schön ist das!
Der Geruch ist längst nicht so intensiv, aufdringlich und knallig, wie die Beschreibung und der Name des Bieres es vermuten lassen. Vielmehr ist er cremig karamellig, mit einer Spur von Harz und nur leichten, sanften Fruchtnoten von Pfirsich, Heidelbeeren und Erdbeeren.
Der erste Schluck legt eine holzige Bittere in den Mund, die sich über die Backeninnenseiten und den Gaumen nach hinten durchzieht. 70 Bittereinheiten sind auf der Flasche angekündigt, auf jeden Fall ist das eine sehr herbe Angelegenheit. Dazu gesellen sich, wenn auch zurückhaltend, gelbes Steinobst, Ananas, Limette, Fichtennadeln und Heidelbeeren. Auch der hohe Alkoholgehalt von 8,5 Prozent blitzt hier und da ein bisschen auf.
Nachdem man sich mit steigender Trinkdauer an die Herbe gewöhnt hat, fällt der Abgang gar nicht mehr so rau aus. Mit der leicht pelzigen Bittere von Limettenschalen verabschiedet sich der Hopfenreiter 2020, genau diesen Geschmack lässt er auch am Gaumen zurück. Dazu kommt ein alkoholisch-bitterer und trockener Nachklang.
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